Leipziger Buchmesse

In den Hallen ein lebhaftes Treiben mit verkleideten jungen Menschen, Stände mit Büchern über Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Draußen riesige Parkplätze mit bunten Autos, die sich nach langem Stop and Go hier ausruhen. 

Willkommen 
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Klaus Dimar

Schriftsteller

Ich schreibe Kurzgeschichten, Novellen und Romane.

Rotkäppchen heute: aus der Sicht des Wolfes

Nee. Bei solchem Wetter kriege ich nicht die Kurve. Überhaupt nicht. Kann mir mal einer sagen, wie ich einen Regenschirm tragen soll, ohne mich zu verraten? Früher war das anders, da regnete es zwar auch, aber es goss nicht wie aus Eimern, wie heute. Und kaum hört es auf, ballert die Sonne auf deine Haut und du kommst mit dem Heucheln nicht mehr hinterher. Wie soll bei solchen Extremen ein gestandner Räuber wie ich satt werden? Dazu diese blöde Verkleidung: Nachthemd und Mütze! Wer hat sich das denn ausgedacht, bei dieser Hitze? Und dann unter einer dicken Bettdecke liegen und warten, ja nicht einschlafen.. Also das habe ich mir in jungen Jahren ganz anders vorgestellt, als ich in die Fußstapfen des Leitwolfs trat. Einfach Beute machen, hieß es, danach erst einmal faulenzen, auf irgendeiner Lichtung dösen. Und heute? Kanzze vergessen.

Der Schlüssel

Endlich öffnet sich die Schublade, das Flurlicht blendet sofort, es riecht da draußen nach Guanchiale und Pecorino. Und nun? Ehe ich mich versehe, lande ich in einer Jacke. Es fährt heute der Mann, denn nichts passiert in dieser Tasche. Bei der Frau sähe das vollkommen anders aus. Aber bei dem? Nee, hier bin allein in der Dunkelheit. Da packt er mich und drückt so fest auf die Taste fürs Türöffnen, das mir die Luft wegbleibt. Und zum Ausgleich findet er das Zündschloss nicht, stochert herum und stößt dabei mehrfach gegen die Lenksäule. Vielleicht sollte er mal eine Brille aufsetzen? Endlich im Schloss, werde ich gedreht und dann heißt es: stillhalten. Hoffentlich fährt der Mann nicht an die Ostsee, denn auf langen Strecken schläft mir immer der Bart ein.

Hermann Josef Kappen

„Lieber Gott und Herr, setze dem Überfluss Grenzen und lass die Grenzen überflüssig werden; nimm den Ehefrauen das letzte Wort und erinnere die Ehemänner an ihr erstes; gib den Regierenden en besseres Deutsch und den Deutschen eine bessere Regierung; schenke unseren Freunden mehr Wahrheit und der Wahrheit mehr Freunde; bessere solche Beamte, Geschäfts- und Arbeitsleute die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind; lass die, die recht schaffend sind, auch Recht schaffen. Herr sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen, es muss ja nicht sofort sein. Amen.“

* Gebet aus dem Jahre 1883 (Die Zeiten ändern sich?)

Vor langer Zeit

Der Weg schlängelt sich den Hang hinauf, still begleiten ihn die weißen Felder. Norbert stapft neben mir durch das Schneetreiben, trägt seinen Schlitten auf den Rücken, um auf diese Weise mit seinen Händen die Wärme der Hosentaschen zu erreichen. Meine Schuhe? Völlig durchnässt. „Wer war der Schnellste?“ Baucher mit Anlauf, die hohe Kunst den Mädchen zu imponieren. Ich landete in einem Bach. Ah, da vorn leuchten schon die Fenster der Siedlung. Ich freue mich auf Pfefferminztee, werde ihn nah am warmen Ofen trinken. 

Der Bademantel

Ich habe lange nach ihm gesucht, überall, in jedem Schrank. Da hängt er vor mir, die Farben schon reichlich verblichen, aber zum Glück ohne Mottenfraß. Den Mantel trug ich oft, damals in dem kleinen Städtchen am Rande des Bergischen: du, mir gegenüber, eine Strähne fiel in dein Gesicht. Wie jeden Morgen studierteste du die Zeitung, trankst dabei in hastigen Schlucken den heißen Kaffee  … Alles vorbei.

Ich nehme den Bademantel vom Bügel, krame in den Taschen. Vielleicht finde ich noch ein Wort von dir??

Horizont am Morgen

Donnerstag, der 5. Dezember. 

Der Morgen:
Hinter der Tür, da wartet der Horizont, und dahinter was? Die Frage lasse ich jetzt so stehen, schließe die Tür. Von innen. Denn ich habe ja noch keinen einzigen Bissen gefrühstückt, von dem heißen, schwarzen und sausüßen Kaffee einmal abgesehen. Hinein in die Küche und mit einem großen Tablett voller leckerer Sachen auf den Balkon, in die Sonne. Auch wenn es draußen gerade mal 1° Plus ist. – So die weibliche Version. 
Und die Männliche? Puschen an, höchstens ’raus zum Briefkasten und die Zeitung abschleppen, danach kauen, schlürfen und lesen – rundherum alles gemütlich warm. Und nicht mit Wintermantel, Schal und Wolldecke der Kälte trotzen. Wenn ich eines hasse, dann Krümel, die am Halse piken ...

Galerie

Fotografisches aus Ost und West

Hallo, kurz etwas über mich. Meine Kindheit erlebte ich mit ca. dreißig anderen Kindern, größere und kleinere, in einer Bergmannsiedlung im südlichen Ruhrgebiet. Das war eine aufregende und freie Zeit, hieß es doch oft von Seiten der Eltern, vor allen Dingen in den Ferien: „Raus und lasst euch vor heute Mittag nicht mehr blicken!“ Einen Kindergarten kannten wir nicht, dafür die Wiesen und Wälder um unsere Häuser (Welch ein Glück). Auf dem Schulweg tobten wir noch gemeinsam, aber dann trennten sich unsere Wege in eine katholische und in eine evangelische Volksschule. Kurz und gut, danach Realschule, Lehre bei Siemens, dann später das Abendgymnasium. Die ersten beiden Kinder, dann die Chance einer Selbständigkeit, die ich allerdings nach zwölf Jahren zu Gunsten der Arbeit mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen aufgab. Im Zuge dieses Berufes wechselte ich von der Ruhr an die Havel, wo ich jetzt schon sechzehn Jahre lebe. Vielleicht liegt es an der Gelassenheit der hiesigen Landschaft, dass ich endlich zum Schreiben finde. Eine Reihe von Kurzgeschichten warten schon auf Sie als Leser und Leserinnen, zurzeit arbeite ich an einer Novelle, die im Ruhrgebiet spielt.

Klaus Dimar

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